The development of Luta Livre 1 GERMANY
Einleitung
Der Großteil der geschichtlichen Entwicklung von Luta Livre in Brasilien ruhte bis dato auf anekdotischen Erzählungen ohne nachweisbare Evidenz zu beinhalten. Eine systematische und jahrelange Forschungsarbeit von Dipl. Sportwiss. und Luta Livre Trainer “Nico” M. Welko in enger Zusammenarbeit mit E. Silva, schafft eine zuverlässigere Darstellung der historischen Entwicklung von Luta Livre in Brasilien. Die hier veröffentlichte Kurzform ist ein Ergebnis aus mehr als 9000 erhobenen und ausgewerteten Zeitungsberichten nach Standards der wissenschaftlichen Forschung. Die Referenzen und detailreiche Version werden in den in Kürze zu veröffentlichen Werken der Autoren erscheinen:
"Catch; die Wurzel des Luta Livre in Brasilien"
und
"Luta Livre lehren und lernen" .


Luta Livre und griechisch-römisches Ringen
Wie es scheint, entspringt der Luta Livre Stil gegen 1909 als Zusatzdisziplin aus griechisch-römischen Veranstaltungen in Brasilien. Zu dieser Zeit macht griechisch-römisches Ringen den Anschein, der erste professionell ausgetragene Kampfsport in Brasilien gewesen zu sein. Viele internationale Turniere im griechisch-römischen Stil für Erfahrene und Schwergewichte wurden organisiert und unter solchen Veranstaltungsreihen mitunter Luta Livre Kämpfe ausgetragen. Der älteste gefundene Bericht über eine griechisch-römische Ringerveranstaltung kündigte ihre Austragung in einem Amphitheater im Jahr 1845 an. Später entstanden offene Herausforderungen im griechisch-römischen Ringen, für welche eine hohe Geldprämie denjenigen angeboten wurde, die in der Lage wären, die ausländischen Herausforderer zu besiegen. Immer mehr Herausforderungen fanden statt und auch später fingen ebenfalls Herausforderungen in Luta Livre an, publik zu werden, welche auch ferner von brasilianischen Luta Livre Kämpfern angenommen wurden. Womöglich war das der Anfang für die öffentliche Herausforderungskampfkultur zwischen Kampfstilen in Brasilien. Zeitungsartikel berichten ebenfalls über "Strongman-Auftritte" von ausländischen Kämpfern, wenn sich keine Gegner in ihrem momentanen Aufenthaltsort finden ließen. Es scheinen jedoch auch irreguläre und somit illegale Kämpfe stattgefunden zu haben.



Auf Deutsch in etwa: "Internationale griechisch-römische Ringer-Meisterschaft".
Quelle: Revista da Semana, 1904.
Luta Livre und Catch-as-Catch-Can
In Brasilien tauchte gegen 1909 die Terminologie “Luta Livre” auf (auch „Lucta Livre“ in alte portugiesische Rechtschreibung) und es war die sinngemäßeste Übersetzung für die englische Nomenklatur „Catch-as-Catch-Can“. Auch andere Übersetzungen wie „consegue vencer, seja como fôr“ „agarre-se como puder“ oder „defenda-se como puder“ wurden verwendet. Jedoch „Luta Livre“ war die am meist verbreitete Bezeichnung für „Catch-as-Catch-Can“. „Catch-as-Catch-Can“ war ein Sport, der in Brasilien eine große Popularität genoss. Es fanden sogar Trainingseinheiten an den Stränden der Copacabana von Rio de Janeiro zusammen mit Fußball, Boxen und Gymnastik statt. Seine Popularität erreichte solches Ausmaß in Brasilien, dass sogar der Autor eines Zeitungsartikels über „Jiu-Jitsu“, es mit Luta Livre verglich, um ein besseres Verständnis über „Jiu-Jitsu“ für die Leser zu ermöglichen. Der bedeutendste Unterschied zwischen „Jiu-Jitsu“ und Luta Livre waren in den Regelwerken zu finden, welche den Luta Livre Kämpfern vielerlei Aufgabe-Techniken und Schläge erlaubten, die in Boxen, griechisch-römischem Ringen und Jiu-Jitsu entweder nicht erlaubt oder sogar unbekannt waren.



Auf Deutsch in etwa: "Morgen bei Palace-Theatre. Spannender Kampf zwischen den furchtlosen Meistern Conde Koma und Jack Murray. Herausforderung. Jiu-Jitsu gegen Lucta Livre (Catch as Catch Can)".
Quelle: Estado do Pará, 1920.
Luta Livre Veranstaltungen und Meisterschaften
Nationale und internationale Meisterschaften wurden in Brasilien organisiert und durchgeführt. Die Kämpfe wurden unter dem Luta Livre-Regelwerk ausgetragen und erlaubten Kopfstöße, Kniestoße und vieles mehr. Es scheint jedoch Unterschiede zwischen „Vale Tudo“ und „Luta Livre“ Kämpfe gegeben zu haben. Solche Veranstaltungen, die dem „Vale Tudo“ der 80ger und 90ger Jahre sehr ähnlich waren, waren als „Luta Livre Americana“ bekannt. Erst später etablierte sich die Bezeichnung „Vale Tudo“. Solche Luta Livre Veranstaltungen ermöglichten jedoch zu der Zeit die Austragung vieler Kämpfe zwischen bekannten Exponenten aus unterschiedlichen Kampfdisziplinen. Sogar Boxkämpfer nahmen an solchen Luta Livre Kämpfen teil. Oft wurden die Kampfregeln unterschiedlich verhandelt und dementsprechend vertraglich festgehalten. Es schien jedoch die Umsetzung solcher Vereinbarungen schwer zu realisieren, denn oftmals ereigneten sich absichtliche oder unabsichtliche Regelverstöße durch die Kämpfer, die letztendlich in Disqualifizierungen und in späteren Debatten, sowie Streitigkeiten endeten. Dem ungeachtet waren Luta Livre Kämpfe sehr gewaltvoll, da mit der Absicht den Sieg zu erlangen, die brutalsten erlaubten Techniken angewendet wurden. Zeitungsartikel berichteten über ernsthafte Verletzungen der Kämpfer wie Schädelbrüche, Wirbelsäulenfrakturen, große Platzwunden, lange Bewusstseinslosigkeit oder kurze Bewusstseinsstörungen etc. als Folge von Luta Livre Kämpfen. Die Autoren vermuten, dass aufgrund solcher Gegebenheiten die Veranstaltungen nur unter der Zustimmung und dem Erlaubnis der Polizei stattfinden durften.



Auf Deutsch in etwa: "Luta Livre. Die Anmeldung für die Carioca Luta Livre Meisterschaft sind abgeschlossen".
Quelle: Correio da Manhã, 1936.


Auf Deutsch in etwa: "Die Luta Livre Weltmeisterschaft wird in Kürze in Rio ausgetragen".
Quelle: Sport Ilustrado, 1948.
Die Assoziation von „Luta Livre“ und „Catch“ mit Show-Kämpfen.
Der Aufgang von manipulierten Kämpfen in Brasilien ereignete sich mit der Ankunft der internationalen Truppe der Brüder Zbyszko. Zbyszko war ein bekannter „Catch-as-Catch-Can"-Kämpfer aus Polen, der ebenfalls gegen die Gracies gekämpft hatte. Die Zbyszko Brüder veranstalteten außerdem viele Tourneen mit ihren internationalen Kämpfertruppen, bei deren Programmen Herausforderungskämpfe, die von realen Kämpfen bis hin zu welchen, die zur Unterhaltung dienten, organisiert wurden. Die Zbyszkos kamen aus der Phase, in der das amerikanische „Catch-as-Catch-Can Wrestling“ sich in einem Übergang von realem Kampf zum Showkampf entwickelte. In den Vereinigten Staaten von Amerika waren bis ca. 1930 reale Kämpfe unter „Catch“ (Kurzform von Catch-as-Catch-Can) organisiert. Brasilien war ein Land, wo solche Entwicklungen später antrafen. Diese Entwicklung der manipulierten Kämpfe ereignete sich in Brasilien, vergleichsweise zu den Vereinigten Staaten von Amerika, mit Verzug und wurde von vielen Kämpfern nicht gut angenommen. Es dauerte dann nicht lange, bis die ersten von ihnen solche Praktiken denunzierten. Die Kämpfer, die nicht mit diesem Methoden einverstanden waren, wurden von den Veranstaltern und Managern als „lutadores problemáticos“ (z. Dt. schwierige bzw. problematische Kämpfer) bezeichnet. Die Luta Livre Ikone Euclydes „Tatú“ Hatem und der Japaner Takeo Yano waren, unter anderen Kämpfern, für einige Veranstalter und Manager eben problematisch und kompliziert. Takeo Yano schlug sogar seinen Gegner einige Zähnen raus und auch K.O., obwohl er die Anweisung seines Managers bekommen haben sollte, den Kampf zu verlieren.

Das Phänomen „Catch“ hat sich unterschiedlich entwickelt und kann zusammenfassend in drei Bereichen unterteilt und voneinander deutlich unterschieden werden:

1. Die realen Kämpfe, die gewaltvoll waren und starke, erfahrene, sowie technisch ausgereifte Kämpfer involvierten.

2. Die manipulierten Kämpfe, welche die Kämpfer durch Anweisungen ihres Managers beeinflusst hatten, um den Ausgang eines bestimmten Kampfes zu steuern. Diese orientierten sich nach Wetteinsatzkurs. Oft wurden Luta Livre-, "Jiu-Jitsu"- und Boxkämpfer gezwungen, gewisse Kämpfe zu verlieren. Sollte das nicht auf Zustimmung der beteiligten Kämpfer treffen, wurden sie im Turnier gesperrt und durften nicht erneut kämpfen.

3. Pro Wrestling, welcher Stil sich später in eine choreographische, theatralisch geschauspielerte und einstudierte Show entwickelte.



Sehe Technik: Links: Mestre "Tatú" vs Stock. Quelle: Privatarchiv, ca. 1940.
Rechts: Dean Lister vs Josh Barnett. Quelle: www.sherdog.com, 2014.
Die Autoren bemerkten, dass Ende der 40ger Jahre in Brasilien sogar diese drei Varianten in einer einzigen Luta Livre Veranstaltung ausgetragen wurden, wodurch viele Zuschauer verwirrt waren.

In Brasilien etablierte sich ein negatives Bild von „Luta Livre/Catch“ durch die Ausstrahlung von TVs Shows wie „Tele Catch“ in den öffentlichen Sendern. Diese Shows präsentierten geschauspielerte Kämpfe zur Unterhaltung der großen Massen, die auch viele mit Begeisterung in ihren Bann zog.

Um die Verwendung des Wortes „Catch“ zu umgehen, nahm man erneut die Bezeichnung „Luta Livre Americana“ für „Vale Tudo“ oder „Luta de valer tudo“ Kampfveranstaltungen. Es erweist sich an dieser Stelle als Notwendigkeit auf, solche Unterschiede unmissverständlich klarzustellen. „Catch-as-Catch-Can“ war und ist ein Kampfstil, bei dem in ihren Anfängen sich nur um reale Kämpfe handelte. Es ist ebenfalls unerlässlich zu erwähnen, dass „Catch-as-Catch-Can“ eine olympische Disziplin war und nach den Sommerspielen 1928 zum „Freestyle Wrestling“ (z. Dt.Freistilringen) umgewandelt wurde.



Catch-as-Catch-Can und Greco-Roman Wrestling bei den olympischen Spiele.
Quelle: The Fourth Olympiad London 1908. Official Report, 1909.
Es existieren brasilianische "Jiu-Jitsu" sowie Luta Livre Anhänger, die jegliche Verbindung mit “Catch” entschlossen bestreiten und beschreiben diese Kampfdisziplin als reiner „Showkampf“. Ein weiterer Beweis gegen solche Argumente ist der historische Nachweis durch die Autoren über den Bezug von Mitgliedern der legendären Gracie Familie mit „Catch“. Nach Meinung der Autoren sind, unter anderen, in diesem Zusammenhang folgende Fakten erwähnenswert:

- Helio und George Gracie kämpften gegen Zybiszko, der Anführer einer internationalen Catch-Kämpfertruppe, die in den großen Städten Brasiliens Kampfveranstaltungen organisierten.

- George und Oswaldo Gracie trainierten Luta Livre unter der Leitung von Orlando Americo da Silva „Dudú“, ein ehemaliger Luta Livre Kämpfer, Trainer und Mentor von Euclydes „Tatú“ Hatem. Es wurde ebenfalls ein aussagekräftiger Beweis gefunden, dass sogar Helio Gracie Luta Livre von „Dudú“ erlernt haben konnte.

- Carlos Gracie veranstalte Luta Livre Amateur Turniere in seiner "Jiu-Jitsu" Akademie in den 30ger Jahren.

- George Gracie trennte sich von seinen Brüdern, um Luta Livre zu erlernen. Er schaffte sogar brasilianischer Meister in Luta Livre zu werden.

- Oswaldo Gracie hatte Luta Livre trainiert und eine starke Verbindung mit „Catch“. Er fungierte sogar als Kampfrichter in namenhaften Meisterschaften.

- Carlson Gracie kämpfte „Catch“ bzw. „Luta Livre Americana“ in den 50ger Jahren.



Auf Deutsch in etwa: "Aktuellstes vom Sport. Der Kampf Zbyszko und H. Gracie endete unentschieden".
Quelle: O Paiz, 1934.
Zu behaupten, dass „Catch“ eine bloße Showveranstaltung gewesen war, würde man in der Schlussfolgerung die Gracies als „Showkämpfer“ bezeichnen. Es ist ein gewaltiger Irrtum und Naivität, „Catch“ lediglich mit „Showkämpfen“ zu assoziieren und geltend zu machen. Jahrelange Forschung und Auswertung bezeugen das Gegenteilige.



Auf Deutsch in etwa: "In der Disziplin Catch-as-Catch-Can. Der Kampf zwischen Carlson Gracie und Leao de Portugal".
Quelle: A Noite, 1956.
Es wäre darüber hinaus naiv, desinformiert, unprofessionell und fachlich falsch zu behaupten, dass „Luta Livre/Catch“ in der Entwicklung des brasilianischen „Vale Tudo“ nur eine zweitrangige Rolle gespielt hätte. „Luta Livre“ bzw. „Catch“ haben eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Rolle in der Geschichte des „Vale Tudo“ in Brasilien gespielt.



Auf Deutsch in etwa: "Spannende Luta Livre Americana. (Die Revanche) zwischen Carlson Gracie und Guanair Vial auf TV-Rio Canal 13"
Quelle: Diario da Noite, 1953.
Der Mann, der das Luta Livre in signifikanter Weise beeinflusst hatte, war Euclydes "Tatú" Hatem.
Regras da Federação para torneios de Luta-livre Submission
The development of Luta Livre 1 GERMANY
ESTATUTO BÁSICO DA FEDERAÇÃO DE LUTA-LIVRE SUBMISSION DO ESTADO DO RIO DE JANEIRO
The development of Luta Livre 2 GERMANY
Federações agregadas
The development of Luta Livre - 3 GERMANY
ACADEMIAS OFICIAIS DE LUTA LIVRE SUBMISSION (Official Academy)
RULES OF THE FEDERATION OF LUTA LIVRE SUBMISSION
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